Freitag, 29. Mai 2009

Zwischen Wahnsinn, Utopie und Wirklichkeit liegt...

Phillip K. Dick ! Für viele ein begnadeter Autor und einer der, seiner Zeit weit voraus, die Zukunft in seinen Romanen niederschrieb. Sei es nun aus allgemeinen Pessimismus heraus, das was uns bevorsteht schwarz zu malen oder einfach dem was schon war eine extremere Form zu geben, so hat er es dennoch geschafft, seinen Geschichten, so utopisch sie nun sein mögen, heute eine Spur mehr Realität einzuhauchen, als es früher vielleicht der Fall war.


Wer sich mit ihm beschäftigt hat, der weiß auch von seiner Paranoia zu erzählen, die er gegenüber den amerikanischen und russischen Geheimdiensten hatte. Ob der Umstand einer Krankheit, der Ausbruch menschlicher Urängste, Entfaltung in seinen Geschichten fand, bleibt offen. Das Spiel, welches er in fast all seinen Romanen und Kurzerzählungen betrieb, seine Helden in Frage zu stellen und immer wieder zu entstellen, lässt schon vermuten, dass P.K.D. vieles von der Fiktion, die er für seine Werke gebraucht hatte auch für die Realität in Anspruch nahm.


Die Frage nach den Konsequenzen von Wissenschaft und Technologie waren immer Themen, die ihn beschäftigten. So wird etwa in Film Paycheck das Bestehen einer Zeitmaschine, mit der man die Zukunft voraussehen und sogar Gegenstände herausholen kann, als ein Übel, eine Gefahr für die Menschheit dargestellt, der man nur mit dem zerstören dieses Apparates wirksam entgegentreten kann.


Die Sience Fiction hat immer schon Perspektiven geöffnet, über Analogien zur Wirklichkeit Zukunftsmodelle zu erschaffen ohne dabei bewusst Prognosen zu erstellen, sondern viel mehr Veränderungen bestehender kognitiver Schemata hervor zu heben. Manche Utopie, so wie in der Kurzgeschichte „Paycheck“ hat nicht nur überlebt, sie wurde förmlich von der Wirklichkeit überrollt. Phillip K. D. schuf in diesem Werk eine Gesellschaft zweier Machtzentren, die des Staates und jene der Wirtschaftsunternehmen, auf die der Staat keinen Einfluss hatte.


Und bis vor kurzem haben sich noch jene, für dessen Krise wir heute aufkommen müssen, für ein neoliberales Wirtschaftssystem eingesetzt und weniger staatlichen Einfluss gefordert. Sie machten sich kleine Länder zu nutze um dort ihre Steueroasen zu schaffen. Üben mit dem Kapital Druck auf ganze Staaten aus, genießen dabei beinahe Narrenfreiheit in jeglicher Hinsicht.


Ich glaube, dass gute Sience Fiction auch einen starken sozialen Aspekt haben muss, um lange zu bestehen. Dies hat K. Dick so gut wie kein anderer verstanden, neben den abenteuerlichen Heldenreisen und der Verzerrung realer Welten auch eine Vision möglicher Zukunft zu bieten.


Das Spiel mit der Realität war für Dick eine tragende Konstante. Die Utopie hingegen oft nur ein Zeitfaktor bis zur Wirklichkeit in gesellschaftlichen Prozessen. Genau dieser Punkt unterscheidet Science Fiction von Utopie und Fantasie. Eine Zeitreise findet in all seinen Werken statt, mit der vielleicht einzigen Norm, die Ordnung ins Ungleichgewicht zu bringen.

P.K.D. blickte im Alter zunehmend pessimistisch, ja gar schizophren auf die Gesellschaft und schien seine Werke bereits zu erleben. Diese Umstände sorgten stets für eine Färbung seiner Arbeit über die gesamte Schaffenszeit hinweg. Es scheint als würde er mit seinen Werken sein eigenes Inneres versuchen zu beschreiben. Immer wieder stößt man auf ausweglos verstrickte Charaktere im Kampf mit ihrer eigenen Identität. Die Suche nach Wahrheit und Realität scheint das zu sein was ihn bis an sein Ende beschäftigt hat. Ein wirkliches Ende dieser Reise werden wir auch nach seinem Tod nicht erleben.


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Dienstag, 26. Mai 2009

Spielball der Kräfte

Wie die geneigten LeserInnen im vorigen Eintrag erfahren durften, hat Jennings am Anfag der Geschichte keinerlei Ahnung, wozu er diese sieben „trinkets“ brauchen kann, die er sich anstatt der vielen Credits aushändigen lässt, ja er wehrt sich sogar gegen den Gedanken, dem Wertvollen das vermeintlich Nutzlose vorgezogen zu haben. Im Laufe von Dicks „Paycheck“ realisiert Jennings aber die Sinnhaftigkeit der Gegenstände, mit deren Hilfe er sich immer wieder aus den diffizilsten Situationen befreien kann.

„First, the wire and the bus token. Getting away from the Police. It seems funny, but if I hand't them, I'd be there yet.“ (Dick 1987, S. 368)

Sein anderes Ich – oder „he“, wie er sein vergangenes Ich, dessen er sich während der vergangenen zwei Jahre nicht mehr entsinnen kann, selbst in der Geschichte zu nennen pflegt – heckte einen akribisch durchdachten Plan aus. Immer wieder stellt er vollen Stolzes fest, dass „he“ alles was ihm im Jetzt der Kurzgeschichte geschieht, bereits vorhergesehen hat. Doch womit?

„...how had he – his earlier self – known that a piece of wire and a bus token would save his life? He had known, all right. Known in advance. But how?“ (Dick 1987, S. 361)

Mit Hilfe eines „mirror to see“, einer Art Fenster, mit dem man in die Zukunft sehen kann und auch aktiv eingreifen durch einen „scoop to pick up things“, einer metallernen Kralle, einem Greifapparat.
Als Mechaniker hatte er Zugriff darauf und war natürlich neugierig auf seine eigene Zukunft und sah eben all jene Vertstrickungen vorher, die ihm bevorgestanden haben.

Im Laufe von Philip K. Dicks düsteren Zukunftsszenario rund um zwei rivalisierende Mächte, dem „corporates“ und dem „government“, mit der Security Police als Exekutive und Jennings als Spielball zwischen den Fronten, stellen sich dem Protagonisten und mir Fragen über das Wesen der Zeit, Zukunft sowie dem Schicksal.



„Maybe the future was variable.“ (Dick 1987, S. 374)

Wenn nun Jennings mit Hilfe des Zeitfensters in die Zukunft schauen, darin aktiv eingreifen und sie somit zu seinem Gunsten verändern kann, muss die Zukunft variabel sein, müsste man die Möglichkeit eines a priori existierenden Schicksals verneinen. „He had already seen all this. Like God, it had already happened for him. Predetermined.“ (Dick 1987, S. 374)
P – r – e – d – e – t - e – r – m – i – n – e – d. „He could not err. Or could he?“ (Dick 1987, S. 374)
Das Leben ist mit der Möglichkeit des Vorhersehens demnach nicht mehr vorherbestimmt.

Sofern man sein zukünftiges Leben sieht – nun, hat man es gesehen und weiß darüber bescheid. Ab diesem Zeitpunkt ist es also kein Ding der Unwissenheit mehr, kein nebulöses Etwas, das einmal unerwarteterweise auf jemanden zukommen mag. Man ist nun dazu imstande, die Gegenwart so zu manipulieren, um die Zukunft zu eines Gunsten zu gestalten.

ODER: Trifft genau diese Zukunft, die man gesehen hat, nur deswegen ein, WEIL man sie bereits gesehen hat? Und die Möglichkeit der Veränderung ist bloß eine Illusion...eben darum, weil alles, was man von nun an verändert, eben genau jenes Ereignis herbeiführt, das man eigentlich vorhatte zu verhindern.

Dieser Überlegung zu Folge sieht man sich mit – je nach Betrachtungsweise – einer Ohnmacht gegenüber des Lebens konfrontiert. Eine Ohnmacht, die gedeutet werden kann als Schönheit des Zufalls, als ständiger Quell der Veränderung hin zum Guten oder Schlechten, ohne eines Wissens darob – was jeglichen Bedenken, Sorgen, die so viele Menschen plagen, den Nährboden entzieht (eigentlich entziehen müsste!).
Oder eine Ohnmacht, der man sich gegenüberstehen sieht, die den Menschen als Schicksalsgebeutelten entlarvt, der sich der harschen Realität in letzter Konsequenz nur ergeben kann, als Spielball der Götter, der Kräfte des Universums, je nachdem. Grauzonen eingeschlossen.



Ab diesem Punkt sind eigentlich Überlegungen von Schicksal und Determinismus meines Erachtens redundant, gibt man sich eines gewissen Relativismus hin:
Ob nun das Leben, die Zukunft, die ständigen Variationen ausgeliefert ist, ein Zusammenspiel aus Zufällen ist, das als einzige Konstante den Tod hat; oder ob es einem Schicksal unterworfen ist, dem man sowieso nicht entgehen kann, selbst mit der Möglichkeit, die Zukunft zu sehen (siehe Ausführungen oben), ist letztendendes hinfällig hinsichtlich der „Tatsache“, ja, des Allgemeinplatzes (!), dass man sowieso „nur leben“ kann. Was man daraus macht sei jedem freigestellt.

Jennings möchte sich in „Paycheck“ zumindest in Sicherheit wissen; „I want be safe. You don't know what it's like, being out there, with no place to go. And individual has no place to turn to, anymore. No one to help him. He's caught between two ruthless forces, a pawn between political and economic powers. And I'm tired of being a pawn.“ (Dick 1987, S. 380)
Er nutzt „mirror“ und „scoop“, um sich den beiden Kräften, die nahezu schrankenlos agieren können (Regierung und Firmen, Vgl. Kräfte des Universums etc), nicht mehr hilflos ausgeliefert zu fühlen, um sich in Sicherheit wähnen zu können und kein Spielball zwischen zwei Fronten zu sein.

Das Ende stellt es relativ frei, wie es nun weitergeht. Man weiß nicht, ob Jennings weiter geplant hat, als bis zu dem Zeitpunkt, an dem er gegenwärtig aus der Vergangenheit mit dem „time scoop“ Kelly das letzte „trinket“ entreißt. Es bleibt ungewiss, wie es nun überhaupt weitergehen wird in dieser Welt, die Dick mit „Paycheck“ entwirft, ob der Krieg nun ausbricht, die Revolution stattfindet. Die „Zeitmaschine“ ist noch nich repariert, die Zukunft nebulös. Fast wie im wirklichen Leben...




Quellen:

Dick, Philip K.: „Paycheck“, in: The Philip K. Dick Reader, New York: 1987.

Paycheck

1. Inhaltsangabe

Michael Jennings ist Ingenieur und hat gerade einen Auftrag mit einer Laufzeit von zwei Jahren hinter sich gebracht. Doch anstatt des in Aussicht gestellten Geldbetrags erhält er ein paar scheinbar belanglose und unnütze Dinge. Als er zudem noch erfährt, dass er selbst es so vorgesehen hat, kann er es nicht glauben. Die einzige Bedingung, die sein Vertrag mit Rethrick Construction enthielt, war die, dass sein Gedächtnis für den Zeitraum dieses Projekts gelöscht wird, sodass er keine Erinnerungen mehr an seine Tätigkeit dort hat.

Jennings wird außerdem von der Security Police gejagt, die scheinbar großes Interesse an dem hat, woran er in den vergangenen zwei Jahren gearbeitet hat. Nur was das ist, daran fehlt ihm jegliche Erinnerung.
Mithilfe der Gegenstände gelingt es ihm immer wieder, sich aus den scheinbar aussichtslosesten Situationen zu befreien.

Die Fragen, die sich ihm stellen, sind folgende: Wie konnte er – sein Ich aus der Zukunft – wissen, was auf ihn zukommen wird und wie er aus den verschiedensten Situation immer wieder entkommen kann? Sein zukünftiges Ich hat es gewusst, wie jedoch war das möglich?

Er plant, Rethrick Construction zu erpressen, da er nur in Sicherheit vor der Security Police ist, wenn er in dem Unternehmen unterkommt. Doch möchte er dort nicht mehr für zwei Jahre arbeiten und dann wieder sein Gedächtnis gelöscht bekommen, sondern er möchte als gleichberechtigter Partner in die Firma einsteigen. Und Kelly, die Sekretärin des Unternehmens, soll ihm bei der Ausführung seines Plans behilflich sein. Kelly deshalb, weil sie vertrauenswürdig ist und nicht zur Polizei gehen wird. Er kann sie dazu überreden, ihm zu helfen.

Mithilfe eines seiner Gegenstände hat er den Standort des Unternehmens ausfindig machen können. Es gelingt ihm, in das Innere der Firma vorzudringen und belastendes Material zu sammeln. Material, das etwas über die Maschine aussagt, mit deren Hilfe man in die Zukunft schauen kann. Wieder aus der Firma draußen, gibt er das Material Kelly. Sie soll es an einem sicheren Ort aufbewahren.

Als es dann zum Gespräch mit Rethrick kommt, stellt sich heraus, dass Kelly die Tochter von Rethrick ist. Und dass sie Jennings das von ihm gesammelte Material nie aushändigen wird, da es der Firma schaden könnte. Jennings hat noch einen einzigen Gegenstand. Ein kleines Stück Papier. Er schaut es an und fragt Kelly daraufhin, ob sie das Material in den Depots der Nationalbank hinterlegt hat, am Nachmittag des vorangegangenen Tages.

2. Unterschiede zwischen Kurzgeschichte und Film

In der Kurzgeschichte überlegt sich Jennings, wie er es schaffen könnte, bei Rethrick Construction nicht bloß als Angestellter einen Vertrag über zwei Jahre zu haben und danach wieder sein Gedächtnis zu verlieren, sondern in der Firma in der Führungsposition tätig zu sein. Während er dabei ist, seinen Plan in die Tat umzusetzen, erweisen sich die Gegenstände immer wieder als sehr hilfreich. Er kommt nicht von selbst darauf, wie er die Gegenstände zu seinen Gunsten einsetzen kann, sondern es treten immer wieder Situationen ein, in denen er sie benutzen kann. Sein zukünftiges Ich, an das ihm jede Erinnerung genommen wurde, war in der Lage, seine eigene Zukunft vorherzusehen und entsprechend darauf zu reagieren, Maßnahmen zu treffen, die sein Überleben sicherstellen. In der Geschichte kommt nicht heraus, ob es auch möglich wäre, die Zukunft in veränderter Form zu erleben, ob es möglich wäre, sie selbst zu verändern oder ob es nur diese eine Form der Zukunft gibt. Das ist deshalb nicht klar, weil alles scheinbar so eintritt, wie es sein Ich aus der Zukunft vorhergesehen hat und weil alle Gegenstände in Verwendung kommen und benötigt werden.

Jennings erhält in der Verfilmung ebenfalls ein Kuvert mit verschiedenen Gegenständen. Er sieht seinen eigenen Tod voraus und versucht vehement, dessen Eintreten zu verhindern. Letztendlich hat er Erfolg. Seine Zukunft ist hier nicht strikt festgelegt, sondern durchaus zu verändern.



Quellen:

Dick, Philip K.: Paycheck, in: The Philip K. Dick Reader, New York 1987.

Paycheck – Die Abrechnung, Regie: John Woo, DVD-Video, Dream Works 2004; (Orig. Paycheck, USA 2003).

Reisen in die Vergangenheit: Ein Widerspruch zur menschlichen Logik?

In den vorigen Blogeinträgen wurde versucht zu schildern, dass Zeitreisen vom physikalischen Standpunkt aus gesehen zwar äußerst unwahrscheinlich aber durchaus möglich sind. Es gibt dutzend verschiedene Ansichten über das Thema Zeitreisen in der Literatur und nicht weniger Theorien in der Physik, darunter auch viele skurrile Phänomene, allen voran das vielleicht bekannteste Paradoxon der Zeitreise, das Großvaterparadoxon, welches einige Fragen aufwirft, welche ich nun an einem bekannten Beispiel aus dem Science-Fiction Genre beleuchten möchte.

Der sehr populäre 1984 entstandene Film Terminator ist ein äußerst vielschichtiger Film, auch wenn die Action nicht zu kurz kommt. Er beschäftigt sich mit vielen Thematiken: Künstlicher Intelligenz, Cyborgs, Zeitreisen, und Krieg.
Für unseren Blog ist der Film vor allem in Bezug auf das Großvaterparadoxon interessant. Da der Inhalt größtenteils bekannt sein dürfte, werde ich diesen hier nicht mehr näher ausführen. (Bei Interesse sei auf diese Inhaltsangabe unter vielen im Internet lesbaren hingewiesen)

Doch bevor hier näher auf den Film eingegangen wird, eine kurze Beschreibung des Großvater Paradoxons: „Ein Zeitreisender reist in die Vergangenheit, um seinen Großvater umzubringen, bevor dieser den Vater des Zeitreisenden zeugen kann, was dazu führt, dass der Zeitreisende niemals zur Welt kommt und daher keine Zeitreisen unternehmen kann“ (Wüthrich 2007, S.192).

Was würde dies nun für den Film Terminator bedeuten? Theoretisch war es von Anfang an unmöglich, dass der Terminator Sarah Connor umbringt. Falls die Maschine ihren mörderischen Auftrag ausführen kann, wird John, der Sohn Sarahs, niemals geboren, was bedeuten würde, dass er die Menschen nicht anführen hätte können. Dies wiederum bedeutet, dass Sky-Net, die künstliche Intelligenz, die den Terminator zurückgeschickt hat, kaum eine Zeitmaschine erfunden hätte, da seine Existenz ja nicht mehr bedroht wäre. Bis jetzt klingt es noch nach einem Sieg der Maschinen, da sie ihr Ziel erreicht hätten. Falls Sky-Net aber keine Zeitreisen unternimmt, wird nichts Johns Geburt und dessen Aufstieg zum Anführer der Menschen verhindern.
Soweit dazu. Erschwerend kommt nun allerdings hinzu, dass der Grund für Johns Geburt paradoxerweise der misslungene Versuch war, ihn zu töten. Da der Terminator in die Vergangenheit reist, reist auch Reese - welcher Sarah beschützen soll - in die Vergangenheit, verliebt sich in sie und zeugt mit ihr auf diese Weise erst den Anführer des Widerstandes, John. Hätten die Maschinen also nicht den Versuch unternommen, dessen Geburt zu verhindern, dann wäre er gar nie geboren worden.
Der Erfolg des Unternehmes John Connors Tod durch den Terminator herbeizuführen, hat also schon von Anfang an scheitern müssen… doch was wäre wenn es doch geglückt wäre? Würde das Raumzeit-Gefüge aus der Bahn geraten und alles Leben auslöschen? Da Zeitreisen ein beliebtes Thema für Science-Fiction-AutorInnen ist, gibt es auch für das Großvaterparadoxon verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Zum Beispiel hätte sich der Terminator anstatt in die Vergangenheit in ein Paralleluniversum bewegt, was bedeuten würde, dass er nur den Geschichtsverlauf dieser Parallelvergangenheit ändern würde und nicht den der „primären“ Realität. Heute wird diese Variante sogar von manchen Physikern aus unterschiedlichen Gründen ernst genommen. (Vgl. Al-Khalili 2001, S. 233) Auch die Version, in der ein Riss im Raumzeit-Gefüge entsteht wurde von Science-Fiction-AutorInnen behandelt. Ein äußerst spannender Film zu diesem Thema ist Donnie Darko, der in einem folgenden Blog-Eintrag noch genauer behandelt wird.
Aber was bedeutet nun diese Erkenntnisse über das Großvaterparadoxon für die Thematik der Zeitreisen? Eines ist sicher: Dieses Paradoxon schließt Zeitreisen nicht aus. Wir könnten trotzdem theoretisch in die Vergangenheit reisen, nur könnten wir dort nichts tun was nicht schon beim ersten Mal getan haben. Wir könnten also nie zurückreisen um zum Beispiel die Ermordung von J.F. Kennedy zu verhindern. Wenn einer von uns heute zurückreisen würde in die Vergangenheit, um einen Test doch noch zu bestehen, dann ist von vornherein klar, dass man scheitern muss, sonst hätte schon beim ersten Durchleben das eigene Ich aus der Zukunft kommen müssen um sich selbst zu helfen.
Ein weiteres Beispiel für die Möglichkeit, in frühere Zeiten zurückzukehren und in unsere eigene Vergangenheit einzugreifen, wird in der Filmreihe Zurück in die Zukunft behandelt. Zuerst ereignen sich Ereignisse, die sich keiner erklären kann und später stellt sich heraus, dass diese Ereignisse von den Personen, die in die Vergangenheit gereist sind, ausgelöst wurden.
Ein Eingreifen in die Vergangenheit würde also die Geschehnisse, die unsere Gegenwart ausmachen, erst initiieren. Eine tatsächliche Veränderung ist also nicht möglich; es bleibt also bloß der Gedanke, dass ohnehin jemand aus der Zukunft hätte kommen müssen, um die Gegenwart, so wie ist, erst ermöglicht zu haben. Die Ermordung JFKs könnte so nie verhindert werden. Viel eher wäre es der Fall, dass er durch das Eingreifen eines Zeitreisenden erst umgekommen ist.


Wüthrich, Christian: Zeitreisen und Zeitmaschinen, in: Thomas Müller, Philosophie der Zeit: Neue Analytische Ansätze, Frankfurt: Klostermann 2007, S. 191-219.

Al-Khalili, Jim, Schwarze Löcher, Wurmlöcher und Zeitmaschinen, Aus dem Engl. Übers. von Heiner Must. Heidelberg [u.a.]: Spektrum, Akad. Verl., 2001.

Freitag, 15. Mai 2009

Von der Reise in die Unterwelt, bis zum Bau einer Maschine!

In Philip K. Dicks Kurzgeschichte „Paycheck“  kommt Ingenieur Jennings  gerade von einer zweijährigen Anstellung bei der Firma Rethrick Construction zurückgekehrt. Da man ihm aber sein Gedächtnis gelöscht hat, erinnert er sich nicht daran, was er in dieser Zeit getan hat

Der Grund warum Jennings von der Firma Rethrick engagiert wurde, war eine Zeitmaschine zu bauen, mit der man nicht nur in der Lage ist in die Zukunft zu blicken, sondern auch Gegenstände daraus in die Gegenwart zu holen.

Das typische an solchen Science-Fiction-Geschichten ist, wie auch hier, der hohe technologische Fortschritt und die vielfältigen Möglichkeiten, die uns in diversesten Si-Fi-Storys, in ferner Zukunft zur Verfügung stehen sollen.

Die Frage aber mit der ich mich in diesem Blog-Eintrag beschäftigen möchte ist, welcher Mittel man sich gegenwärtig bedienen kann, um die Zukunft ähnlich wie in Paycheck vorhersehen und beeinflussen zu können.

Für diese Fragestellung bietet uns die Esotrik eine Fülle von Antworten und Wegweisern die ich hier einmal beleuchten möchte.

 

Die schamanische Reise ohne Ortswechsel ist eine Jahrtausende alte Methode, Verbindung  zu der geistigen Welt aufzunehmen.  Sie ermöglicht in einer Art Trance Verbindungen zwischen der „alltäglichen“, der materiellen Welt und der „nicht alltäglichen“, der geistigen Welt herzustellen.

 

Dort wirken diejenigen Kräfteverhältnisse, die die Ausstrahlung, die Gefühle und die Gedanken eines Menschen bestimmen. In jener Welt kann man sich Rat und Unterstützung für das Leben in dieser Welt holen und schrittweise die alten Bindungen lösen und die Kräfteverhältnisse verändern, die Selbst-Liebe und Selbst-Heilung entgegenstehen.

 

Schamanismus ist das Wissen um diese beiden Wirklichkeiten. Die „alltägliche“ Welt ist die Welt der Entscheidungen und Handlungen, die Heimat von Wissenschaft und Beweisen.

 

Die „nicht alltägliche“ Welt ist der Ort der Kraft und der Weisheit, in den großen Religionen auch „Himmel“ genannt. Schamanismus weiß um die energetische Verbindung zwischen allen Teilen der Schöpfung, also auch zwischen allen Menschen und Mensch und Natur.

 

Die schamanische Reise steht im Zentrum der schamanischen Arbeit. Sie ist die bewusste Verbindung zwischen den beiden Wirklichkeiten, das Wandern zwischen den Welten. Nach der schamanischen Sichtweise leben wir in einer beseelten Welt, in der alles mit allem verbunden ist.

 

Die Möglichkeiten einer schamanischen Reise sollen vielfältig sein, neben physischen und psychischen Heilungsprozessen können sie auch die eigene Vergangenheit und Zukunft bestimmen. So soll sich der Schamane mit Hilfe seiner Trommel in Trance versetzen und dadurch die Zukunft vorhersagen können ohne dabei eine klare Position von Gut und Böse ein zu nehmen.

 

Wer Lust auf mehr zum Thema Schamanismus hat, kann unter folgenden Links nachlesen:

 

http://www.fss.at/

 

http://www.schamanismus-information.de/

 

http://www.bewusstseinszustaende.de/

 

 

Ein weitere Methode in Bezug auf Zeitreisen stellt das Hellsehen da.

 

Hier ergeben sich die wohl vielfältigsten Ansätze, die sich schriftlich überliefert sogar bis in die Frühzeit nachweisen lassen.(Georges Contenau: Die nichtchristlichen Religionen)

 

Die uns bekannten Fähigkeiten des Hellsehens stehen durchweg im Zusammenhang mit der Herbeiführung besonderer Bewußtseinszustände, die eine Offenbarung des im Menschen wirkenden Unterbewußtseins bezwecken soll. Wir können diese Bewußtseinszustände nach dem Grad ihrer Äußerungen bzw. Äußerungsmöglichkeiten einteilen.

 

Es entsteht dann folgende Tabelle:

 

1. Hellsehen in mediumistischer Tieftrance  

 

2. Hellsehen im Schlaf

a) im Traum,

b) in Halbtrance (einfacher hypnotischer Schlaf).

 

3. Ekstatisches Hellsehen

a) im Rausch,

b) in seherischer Ekstase,

c) religiösen Ursprungs.

 

4. Mechanisch-automatisches Hellsehen

a) Pendelmagie,

b) Spiegelmagie,

c) Kartendeutung,

d) Skriptoskop.

 

5. Hellsehen auf Grund von Erfahrung

a) Chiromantie,

b) Phrenologie,

c) Graphologie.

 

Quelle: http://www.hamburg.de/contentblob/102176/data/brennpunkt-esoterik.pdf

 


Montag, 11. Mai 2009

Bloß ein Gedankenexperiment...


Die Gesetze der Physik lassen keine Zeitmaschinen zu! (Vgl. Thorne 1996, S. 591) Dieser Satz aus der Feder einer der bedeutendsten Physiker der Gegenwart, Stephen Hawking, kommt einer Ohrfeige in die Gesichter vieler Science-Fiction-AutorInnen gleich. Die Natur verabscheue Zeitmaschinen, die Zeitrichtung müsse immer erhalten bleiben, fährt Hawking fort.


Nun, Sci-Fi AutorInnen sind, wie es das Suffix „Fiction“ anklingen lässt, keine Sklaven der Wissenschaft, sondern orientieren (!) sich bloß an ihr und der technischen sowie physikalischen „Realität“ – oder zumindest wie sie momentan als solche gilt - loten aber ihre Grenzen aus und durchbrechen sie, indem sie der Handlung in der Gegenwart oder fiktiven Zukunft ein „Novum“ hinzufügen, also etwas der Welt des Rezipienten sich Unterscheidendes. Dieses Novum wird in der Science-Fiction „auf der Grundlage des herrschenden wissenschaftlichen Weltbildes legitimiert.“ (Schröder 1998, S. 14)


Das herrschende wissenschaftliche Weltbild beinhaltet zwar – wie der erste Blogeintrag deutlich macht – prominente Theorien, die eine Zeitreise theoretisch nicht unmöglich erscheinen lassen, aber tatsächlich empirisch durchgeführte und auch in der gesamten Physikerschaft anerkannte Experimente lassen bisher noch auf sich warten. Derzeit sind auf Basis penibel durchgerechneter Wahrscheinlichkeiten bloße Gedankenexperimente durchführbar, „die danach fragen, welche Möglichkeiten einer unendlich fortgeschrittenen Zivilisation in Einklang mit den Gesetzen der Physik offenstehen und welche ihr verwehrt bleiben.“ (Thorne 1996, S. 562) Eine unendlich fortgeschrittene Zivilisation meint hier eine „Gesellschaft, die nicht durch mangelnde Fähigkeiten, fehlendes Know-how oder sonstige technische Schwierigkeiten in ihren Möglichkeiten begrenzt ist, sondern nur noch durch die physikalischen Gesetze selbst.“ (Ebd., S. 562)


In der Physik werden Gedankenexperimente durchgeführt, um sich der Konsequenz einer Theorie bewusst und sich ihrer logischen Widerspruchsfreiheit Gewahr zu werden. Das Ziel ist hierbei weder der Beweis dieser, noch ist die technische Realisierbarkeit notwendig. (Vgl. Schulz, 25.12.2008)

Man kann also, salopp gesagt, getrost PhysikerInnen mit Sci-Fi-AutorInnen vergleichen, sieht man von den meist eher weniger profunden Kenntnissen in der Wissenschaft zweiterer ab. Beide spielen mit Gedanken, wobei die eine Gruppe, „die“ WissenschaftlerInnen, auf der Basis von mathematischen Formeln, die anderen, „die“ AutorInnen, aus ihrem Fundus der Phantasie schöpfend, gekoppelt mit dem Wissen um Grundkenntnisse in einer Wissenschaft, welche letztendlich als Inspirationsquelle dient.


Philip K. Dick ist Autor, Stephen Hawking Wissenschaftler, Ronald L. Mallett beides: Professor für theoretische Physik und Sci-Fi-Autor. Sein Buch „Time Traveler: A Scientist's Personal Mission to Make Time Travel a Reality" lehnt sich stark an sein Forschungsergebnis an, das sich wie folgt formulieren lässt: „Aus der Industrie kannte Mallett zirkulierendes Licht in Form von Ringlasern. Er begann zu rechnen, fast 100 Seiten lang. Das Ergebnis war eindeutig: Ein Ringlaser kann einen Wirbel in der Raumzeit erzeugen – ähnlich einem Löffel, mit dem man Kaffee in einer Tasse umrührt.“(Gartner, 01.11.2007) Den Wirbel habe man sich, so Mallett wörtlich, wie einen „lichtdurchflutenden spiralförmigen Tunnel“, in dem die Zeit nicht linear, sondern kreisförmig verläuft, vorzustellen. Liefe man die Spirale hinab, gelänge man in die Vergangenheit. (Vgl. ebd.)

Ernüchterung aber für all diejenigen, die hofften, nachdem sie sich am prähistorischem „Creature-Seeing“ ergötzten, Napoleon auf Helena auszulachen, nur um kurz danach einen Abstecher in die 30er zu machen, um Hitler zu töten: Man kann, so der derzeitige Konsens, bloß immer wieder zu demjenigen Zeitpunkt zurückreisen, in dem die Maschine das erste Mal in Betrieb genommen wurde. (Vgl. ebd.)

Würde man also heute, am 02. Mai 2009 um 17:30 die Licht-Zirkulation in Gang setzen, daraufhin zum Beispiel zehn Jahre lang warten, bis Anfang Mai 2019, könnte man von dort aus bloß wieder bis heute, exakt 17:30 gelangen.


Das ist eine Annahme. Wie jede Annahme gilt sie immer als falsifizierbar, bis sie voll und ganz verifiziert wurde, was bekannterweise seit Popper niemals der Fall sein kann. Vor Einstein glaubte man auch, die Zeit sei ausnahmslos eine Konstante und Newton sei das Ende der Tatsachen. Es ist also möglich, dass die Wissenschaft neue Prinzipien, Kräfte, Phänomene entdeckt, die heutige vorläufig verifizierte Theorien wieder falsifizieren. Wissen ist in sich im Kern nie konstant, muss also immer als flexibel betrachtet werden. Keine Theorie ist voll und ganz gesichert, kann immer wieder widerlegt werden. Dieses Potenzial ist stets vorhanden.

So haben auch heutige Ansichten und Theorien zur Physik der Zeitreise eben jenes Potential inne.


Den Gedanken, in die Vergangenheit zu reisen und es Marty McFly mit dem Delorean gleich zu tun, ist also nicht in unendliche Ferne gerückt. Allerdings kann man sich niemals der Konsequenzen einer Veränderung in der Vergangenheit bewusst sein. Veränderte man auch nur eine minimale Begebenheit, einen kurzen Moment, könnte dies theoretisch verheerende Folgen nach sich ziehen. Dieser Problematik nahmen sich bereits etliche Filme an, zu den bekanntesten dürfte Zurück in die Zukunft zählen. Marty McFly (Michael J. Fox) reist mit Hilfe des von Dr. Brown gebauten Delorean (siehe oberstes Bild), ein futuristischer, zu einer Zeitmaschine umgebauter 08/15 Wagen, in die Vergangenheit, just zu dem Zeitpunkt, an dem seine Eltern sich verlieben sollten. Unglücklicherweise verliebt sich Martys Mutter in ihren zukünftigen Sohn, welcher aufgrund dessen Gefahr läuft, langsam zu verblassen, da er ja nie geboren würde. Daraufhin versucht er alles, damit sich seine Mutter wie „gewohnt“ in seinen Vater verliebt. Sein Unternehmen ist, soviel sei verraten, erfolgreich. Immerhin gibt es zwei Sequels mit Michale J. Fox in der Hauptrolle...


Ob gewollt oder nicht streift Zurück in die Zukunft hier beläufig ein äußerst problematisches Prinzip: Das Großvater-, beziehungsweise Muttermord-Paradoxon. Die zweite, ursprüngliche Bezeichnung war wohl vielen, die es nach der Bildung des Begriffs in welcher Beziehung auch immer verwendeten, zu heikel. Denn wer möchte denn bitteschön in die Vergangenheit reisen, bloß um seine Mutter zu töten? Prekär ist für mich der Umstand, dass es denen, die den „softeren“ Begriff prägten, wohl angenehmer erschien, den Großvater anstatt der Mutter zu ermorden. Ich möchte aber die ethische Komponente bewusst nun außer Acht lassen...es ist bloß ein Gedankenexperiment.

Hätte man also die Möglichkeit in die Vergangenheit zu reisen und unter welchen Umständen auch immer das Vorhaben, zum Beispiel die eigene Mutter umzubringen, bevor man jedoch geboren wurde: Wäre die eigene Geburt dann jemals möglich gewesen?
Hätte man somit überhaupt nur den Hauch einer Chance, an eine Zeitmaschine zu gelangen; wenn nicht, weil wir in der Vergangenheit ja sonst die eigene Mutter umbrächten, was hielte uns davon ab? Schicksal? Oder ließe es die „Zeit“, als metaphysisch gedachtes Lebewesen quasi, nicht zu?

Wäre es der Zeit – sagen wir – egal, und wir könnten tatsächlich zurückreisen und unsere Mutter vor unserer Geburt töten, was würde geschehen? Ein universeller Kollaps? Eine kosmische Implosion, die alles Leben dahinrafft?

Fragen wie diese ließen sich dutzende stellen, Antworten drauf werden zumindest uns wohl noch lange ausständig bleiben, wenn sie denn überhaupt je beantwortbar sein werden.


Markus Pössel vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik sieht dem Muttermord-Paradoxon gelassen entgegen und begegnet ihm sozusagen mit einer Antwort, die sich ihrer Schicksals-Gehörigkeit nicht zu schämen gedenkt:

Die Situation, in der die eigene Mutter sich von ihrem zukünftigen Kind ihres Lebens bedroht fühlte, wäre ihr in später Zukunft bloß eine Anekdote wert. „Denn die Veränderung der Geschicht e ist nach den Regeln der Physik nicht möglich – der Zeitreisende greift ja nicht in ein Geschehen ein, das schon einmal abgelaufen ist, sondern fügt sich sozusagen nahtlos in die Handlung ein.“(Drösser, 02.10.2003)

Die Mutter würde wahrscheinlich ihrem eigenen Kind (dem/der potenzielle/n TäterIn!) erzählen, wie ein aufgewühlter Mensch mit einer Waffe in der Hand ins Haus stürmte, sie ihm/ihr diese aber aus der Hand schlagen konnte und ihr Leben damit rettete.



Wie man sieht, wirft das Muttermord- oder Großvater-Paradoxon einige interessante Fragen auf. Eine detaillierte Schilderung dieser Thematik kann man bei Interesse in einem zukünftigen Blogeintrag nachlesen.



Verwendete Literatur


Thorne, Kip S.: Gekrümmter Raum und verbogene Zeit. Einsteins Vermächtnis, München: Droemersche Verlagsanstalt 1996.


Schröder, Torben: Science Fiction als Social Fiction. Das gesellschaftliche Potential eines Unterhaltungsgenres, Berlin et al: LIT 1998.


Schulz, Joachim: „Gedankenexperimente“, 25.12.2008, http://www.relativitaetsprinzip.info/gedankenexperiment/ (28.04.2009).


Gartner, Bettine: „Rettung für Superman“, Zeit Online, Nr. 45, 01.11.2007, In: http://www.zeit.de/2007/45/P-Ronald-L-Mallett? (02.05.2009).


Drösser, Christoph: „Kein Weg zurück“, Zeit Online, Nr. 41, 02.10.2003, In: http://www.zeit.de/2003/41/Zeitreisen (02.05.2009).



Sonntag, 10. Mai 2009

Zeitreisen

Was ist das eigentlich? Eine kurze Einführung!

Abseits von Propheterie und Orakeltum war und ist das Phänomen Zeitreise seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts Nährboden für etliche literarische sowie filmische Werke gewesen. Von H.G.Wells Anfang des letzten Jahrhunderts bis Stanislav Lem und Philip K. Dick, The Time Machine, Zurück in die Zukunft bis Donnie Darko, allesamt variieren das Thema auf eine fruchtbare Art und Weise.

Doch einer sonstwie gearteten Behandlung des Themas muss eine wissenschaftlich-theoretische sowie historische vorangestellt werden:

Ein viertel Jahrhundert nach Newtons Feststellung, die Zeit sowie der Raum seien je absolute Instanzen, vollendete Einstein 1915 die allgemeine Relativitätstheorie. Mit ihr wurde der Begriff der Raumzeit geprägt und somit- abhängig vom Bezugssystem des Betrachters – die relative Wahrnehmung und Erfahrung dieser postuliert. (Vgl. Thorne 1994, S. 603 f.)

Albert Einstein hat damit den Grundstein für theoretische Zeitreisen gelegt.

Aber was versteht man eigentlich unter Zeitreisen? Sind sie praktisch auch zu verwirklichen oder existieren sie nur in der Theorie? Im Rahmen dieses Blogs wird versucht den teilweise doch sehr „trockenen“ physikalischen Theorien Ausführungen anhand von Beispielen folgen zu lassen, sei es in Form von Filmen, Bildern, Romanen, Kurzgschichten, etc. So kann man sich vermutlich auch als Nicht-Physiker einen gewissen Eindruck verschaffen, der über den „Delorean“ und Doc Brown hinausgeht.

Medial verhandelt werden Zeitreisen meist mit Hilfe von Objekte und Maschinen realisiert (Terminator, Zurück in die Zukunft, Simulacra), können aber auch als bloßer Blick in andere Zeiten auftauchen (Paycheck, Minority Report). Zweiteres ist vergleichbar mit dem Prinzip der Propheterie.

So lässt sich das Phänomen Zeitreise in zwei Kategorien einteilen: Zeitreisen in die Zukunft und in die Vergangenheit.



Reisen in die Zukunft

Einsteins allgemeine Relativitätstheorie ermöglicht theoretisch wie bereits erwähnt eine Zeitreise in die Zukunft. Bewegt sich ein Astronaut als Zeitreisender in einem Flugkörper mit annähernd Lichtgeschwindigkeit ein Jahr lang von der Erde weg und bewegt sich schließlich wieder mit derselben Geschwindigkeit hin zu ihr, würde seine Zeit „relativ zu der auf der Erde Zurückgebliebenen langsamer laufen.“ (Sternhagen 2008, S. 4) Der Astronaut wäre aufgrund der Zeitdiletation zwei Jahre gealtert, auf der Erde wären 14.000 Jahre vergangen.
Aus der Perspektive des Astronauten würde dies bedeuten, er wäre in der iridischen Zukunft gelandet. (Vgl. Ebd., S. 4)
Dieses Szenario ist auch als Zwillingsparadoxon bekannt. Zwilling deshalb, weil ein Gedankenexperiment mit Zwillingen durchgeführt würde. Man stelle sich einfach den Zwillingsbruder des Astronauten vor, der auf der Erde bleibt, und aufgrund des oben beschrieben Phänomens weit vor seinem Bruder im All stirbt, obwohl beide zur gleichen Zeit geboren wurden. (Al-Khalili 2001, S. 151 ff.)
Man kann also zu dem Schluss kommen, dass mit hinreichend großer Reisegeschwindigkeit und Beschleunigung im Prinzip eine beliebige Zukunft auf der Erde erreichbar würde, sofern die technischen Mittel gegeben sind. Aber auch ohne Technik (von der Uhr, die man benötigt, um die Zeit zu messen, abgesehen) können wir bereits auch im „Alltag“ kleine Zeitverschiebungen beobachten: So vergeht die Zeit auf der Spitze eines Berges schneller als auf Meereshöhe, genau so wie sie im All schneller als auf der Erdoberfläche vergeht.



Reisen in die Vergangenheit

Die populäre Theorie des Wurmlochs dürfte so manchem spätestens seit dem Film sowie der Serie „Stargate“ zumindest bekannt sein. Das zentrale Element darin ist ein Tor, das zu anderen Planeten, die ebenso ein derartiges Tor aufweisen, führt. Diese Pforte ist vergleichbar mit einem Wurmloch, welches eine „hypothetische Abkürzung für Reisen zwischen weit auseinanderliegenden [Zeit-]Punkten im Universum“ (Thorne 1994, S. 554) ist.

Durch ein Wurmloch können theoretisch zwei Bereiche der Raumzeit miteinander verbunden werden. Zwei enorm verdichtete, hochenergetische Punkte, genannt Singularitäten, müssen zueinander finden, wobei eine Singularität das Hier und Jetzt repräsentiert, die andere einen beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit, der wiederrum auf der Erde liegen könnte.
Beide Singularitäten strecken sich im Hyperraum aus, finden sich wie gesagt, heben sich gegenseitig auf und bilden ein Wurmloch, dessen Umfang zunächst wächst, sich aber wieder zusammenzieht, abschnürt und wieder zwei Singularitäten bildet. (Vgl. Ebd, S. 556)
Nach Einstein sind Wurmlöcher aber nur sehr kurzlebig; und zwar so kurzlebig, dass man sie nicht passieren könnte. Offenhalten könne man es bloß mit „exotischer“ Materie, welche aus einem Material besteht, das durch seine sozusagen negative Gravitation im Stande ist die Wände des Wurmlochs offenzuhalten. Die Existenz einer solchen Materie ist aber bisher noch nicht bestätigt worden, aus physikalischen Gründen aber per se nicht auszuschließen. (Vgl. Ebd. S. 557)
Genau so wenig wie die in der Wissenschaft nicht selten herangezogenen, trotzdem bloß hypothetischen überlichtschnellen Teilchen, so genannte Tachyonen.
Zukunftsreisen sind theoretisch durch eine annähernde Lichtgeschwindigkeit möglich, durch exakte steht die Zeit absolut still, werden die 300.000 km/s allerdings überschritten, so wie es bei den Tachyonen angenommen wird, ist eine Reise in die Vergangenheit der Fall. (Vgl. Tipler/ Llewellyn 2003, S. 66)

Eines der hypothetischen Hauptprobleme, die vor allem Hawking an der Zeitreise in die Vergangenheit stören, ist das Muttermord- oder Großvaterparadoxon, dem sich ein zukünftiger Blogeintrag widmen wird.



Fazit

Man hat in der Physik also festgestellt, dass für einen sich mit hoher Geschwindigkeit bewegenden oder sich einem starken Gravitationsfeld ausgesetzten Menschen weniger Zeit vergeht. In diesem Zusammenhang ist es möglich, in die Zukunft zu reisen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir die Zukunft austricksen, sondern dass wir sie nur schneller erreichen als sonst. In Gene Roddenberry's Andromeda um Beispiel wird ein Raumschiff am Rand eines schwarzen Loches gefangen und verbringt dort 300 Jahre, bis es von einem Bergungsschiff gerettet wird. An Bord des Raumschiffes ist bis dahin die Zeit stillgestanden.
Problematisch an dieser Art von Zeitreise ist, dass sie nur in eine Richtung funktionieren. Vielleicht können wir eines Tages in die Zukunft reisen, aber um dann in unsere Zeit zurück zu kommen, müssten wir in die Vergangenheit reisen, und wie wir schon erwähnt haben ist dies aus der heutigen Sicht der Dinge fast unmöglich.




Verwendete Literatur:

Al-Khalili, Jim: Schwarze Löcher, Wurmlöcher und Zeitmaschinen, aus dem Engl. übers. von Heiner Must, Heidelberg et al: Spektrum 2001.

Sternhagen, Eick: Zeitreisen - Standpunkte der Forschung. Schlussfolgerungen – Ermöglicht die Zeitreisenforschung ein ewiges (virtuelles) Leben?, O.u.: Grin 2008.

Thorne, Kip S.: Gekrümmter Raum und verbogene Zeit. Einsteins Vermächtnis, München: Droemersche 1994.

Tipler, Paul A./ Llewellyn, Ralph A.: Moderne Physik, München: Oldenburger Wissenschaftsverlag 2003.

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